Deine Vue-App lädt zu langsam? Bundle-Size explodiert? Willkommen im Club der Virtual DOM-Geschädigten!
Nach zwei Dekaden Webentwicklung kann ich dir sagen: Vue war immer gut, aber bei Performance nie Klassenbester. React? Zu schwer. Vue? Solide Mittelfeld. Solid.js und Svelte? Die echten Speedster.
Bis jetzt.
Vue Vapor Mode dreht den Spieß um. Keine Virtual DOM mehr, kein VNode-Overhead, kein Diffing-Wahnsinn. Stattdessen: Compiler-First-Architektur wie bei den Großen, aber mit Vue’s bewährter DX.
Das Ergebnis? 88% kleinere Bundles, doppelte Rendering-Speed, und Vue spielt endlich in der Performance-Elite mit.
Aber bevor du jetzt deine gesamte Codebase umschreibst: Vapor Mode ist noch experimentell. Lass uns schauen, was dahinter steckt und ob es für dich schon interessant ist.
Das Problem: Virtual DOM ist pure Overhead
Sagen wir es, wie es ist: Virtual DOM war eine geniale Idee 2013. Heute? Overhead, den wir nicht mehr brauchen.
Das Problem in drei Akten:
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VNode-Erstellung: Bei jedem State-Change werden neue Virtual DOM-Objekte generiert. Auch wenn sich nichts ändert. Memory? Adios!
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Diffing-Algorithmus: Vue muss alte und neue VNode-Trees vergleichen. Bei 10.000 List-Items wird’s langsam. Sehr langsam.
-
Deep Reactivity Tracking: Jeder Property-Zugriff triggert Proxy-Traps. Bei verschachtelten Objekten summiert sich der Overhead massiv.
Die bittere Wahrheit: Der Virtual DOM ist zusätzliche Arbeit on top der echten DOM-Updates. Er macht nichts schneller, sondern nur die Developer Experience besser.
Bis Svelte kam und sagte: “Was, wenn wir das zur Build-Zeit lösen?”
Solid.js folgte. Jetzt auch Vue.
Die Lösung: Compiler-First statt Runtime-First
Vue Vapor Mode funktioniert fundamental anders als traditionelles Vue. Statt zur Laufzeit Virtual DOM-Objekte zu erstellen, analysiert der Compiler dein Template bereits zur Build-Zeit vollständig.
Der Vapor-Compiler macht drei Dinge:
- Parsing: Nutzt Vue’s bewährte SFC Parser (keine neuen Bugs!)
- Transformation: Konvertiert AST zu optimierter Intermediate Representation
- Code Generation: Generiert direkten DOM-Manipulationscode ohne VNodes
Ein konkretes Beispiel macht’s klar:
Standard Vue generiert das hier:
import { normalizeClass, createElementVNode } from "vue"
return createElementVNode("div", {
class: normalizeClass({ active: ctx.active })
}, null, 2)
Vapor Mode generiert das:
import { renderEffect, setClass, template } from 'vue/vapor'
const n0 = template("<div></div>")
renderEffect(() => setClass(n0, { active }))
return n0
Siehst du den Unterschied? Keine VNode-Erstellung, keine Normalisierung, direkte DOM-Verbindung. Das ist der Game-Changer.
Performance-Zahlen: Vue holt auf zu Solid.js
Reden wir Klartext. Benchmarks lügen nicht:
Bundle-Size: Von fett zu federleicht
- Standard Vue Hello World: 22.8 KB
- Vapor Mode Hello World: 7.9 KB
- Einsparung: 65%
Bei reinen Vapor-Apps noch krasser:
- Standard Vue Baseline: ~50 KB
- Vapor Mode Baseline: ~6 KB
- Einsparung: 88%
Rendering-Speed: Endlich Solid.js-Territory
- Vue Standard: Score 68 (wie React)
- Vue Vapor Mode: Score 90
- Solid.js: Score 95
- Vanilla JS: Score 100
Memory: Halbiert durch VNode-Elimination
Keine VNode-Objekte = keine Garbage Collection. In Kombination mit dem neuen Alien Signals Reaktivitätssystem nochmal 14% gespart.
Real-World Impact: 100.000 Komponenten mounten in 100ms. Das war vorher Science-Fiction.
Wie funktioniert’s technisch? Deep Dive für Nerds
Vue Vapor Mode nutzt eine dreiphasige Compiler-Architektur, die Compiler-Informed VDOM komplett überspringt.
Phase 1: Template Analysis zur Build-Zeit
Der Compiler analysiert dein Template und identifiziert:
- Statische vs. dynamische Nodes
- Reactive Dependencies
- Event Handler
- Computed Properties
Phase 2: Direkter Code-Generation
Statt VNode-Creator-Funktionen zu generieren, erstellt Vapor:
- Template-Instanzen direkt
- Effekt-Funktionen für reactive Updates
- Event-Listener direkt am DOM
Phase 3: Alien Signals Integration
Das neue Reaktivitätssystem nutzt Push-Pull-Algorithmen für maximale Effizienz. Granulare Updates ohne Tree-Traversal.
Das Ergebnis: Direkter Draht zwischen reaktiven Werten und DOM-Elementen. Kein Mittelsmann, kein Overhead.
Vapor aktivieren: Drei Wege zur Performance
Die gute Nachricht: Migration ist easy. Die schlechte: Noch experimentell.
Weg 1: Component-Level (empfohlen für Bestandsprojekte)
<script setup vapor>
import { ref } from 'vue'
const count = ref(0)
</script>
<template>
<button @click="count++">{{ count }}</button>
</template>
Ein vapor
Attribut. That’s it. Die Komponente läuft jetzt im Vapor Mode.
Weg 2: App-Level (neue Projekte)
import { createVaporApp } from 'vue'
import App from './App.vapor.vue'
createVaporApp(App).mount('#app')
Komplette App im Vapor Mode. Maximum Performance.
Weg 3: Mixed Mode (schrittweise Migration)
import { createApp } from 'vue'
import { vaporInteropPlugin } from 'vue'
const app = createApp(App)
app.use(vaporInteropPlugin)
app.mount('#app')
Vapor und Standard-Vue gemeinsam. Perfekt für große Codebases.
Was funktioniert, was fehlt noch?
✅ Funktioniert bereits:
- Composition API mit
<script setup>
- Reactive System (ref, computed, watchEffect)
- Template Basics (v-if, v-for, v-bind)
- Props, Events, Slots
- TypeScript Support
- Basic Directives
❌ Fehlt noch (experimentell!):
- SSR Hydration
- Nuxt Integration
- Transition Components
- KeepAlive, Suspense
- Options API (wird nie kommen)
- Custom Directives (neue API erforderlich)
Die neue Custom Directive API:
const MyDirective = (el, valueGetter) => {
watchEffect(() => {
el.textContent = valueGetter()
})
return () => console.log('cleanup')
}
Sieht anders aus, funktioniert aber besser mit dem neuen Reaktivitätssystem.
Wann solltest du Vapor Mode einsetzen?
Perfect Fit für:
✅ Performance-kritische Dashboards mit vielen Updates
✅ E-Commerce-Produktlisten mit hunderten Items
✅ Neue Projekte ohne Legacy-Code
✅ Memory-sensitive Apps (Mobile, Embedded)
✅ Landingpages mit großen Bundle-Size-Problemen
Finger weg wenn:
❌ SSR-heavy Anwendungen (Hydration fehlt noch)
❌ Options API Codebase (nur Composition API)
❌ Transition-intensive UIs (noch nicht implementiert)
❌ Produktionskritische Apps (experimenteller Status)
❌ Komplexe Third-Party Dependencies (Kompatibilität unklar)
Ecosystem-Status: Wo steht Vue Vapor Mode wirklich?
Vue 3.6.0-alpha.1 ist seit Juli 2025 verfügbar. Aber Evan You ist ehrlich: “Vapor Mode has been on hold for a few months, but we’re restarting its development.”
Timeline Reality Check:
- Vue 3.6 stable: Ende 2025 erwartet
- Vapor Mode: Bleibt experimentell in 3.6
- Production-ready: Frühestens 2026
Die größte Herausforderung laut Evan You: Behavioral Consistency zwischen Vapor und Standard Mode. Das braucht Zeit.
Nuxt Status: Experimenteller JSX-Plugin verfügbar, aber keine offizielle Integration. Nuxt 4 wird Vapor wahrscheinlich unterstützen.
UI Libraries: Element Plus, Ant Design Vue und Vuetify funktionieren mit vaporInteropPlugin
, aber komplexe Features brauchen Tests.
Community-Feedback: Was sagen die Early Adopters?
Die Begeisterung ist real:
“Drop-in performance upgrade ohne Code-Änderungen” – häufigste Reaktion in den Vue-Foren.
“Endlich können wir mit Solid.js mithalten, ohne JSX zu lernen” – Vue-Developer auf Twitter.
Aber auch Realismus:
“Dokumentation ist noch dünn, viele Fragen offen” – GitHub Issues zeigen Probleme.
“Wir warten auf stable Release, bevor wir Production-Apps migrieren” – Mehrheit der Enterprise-Teams.
Library-Autoren sind vorsichtig optimistisch, aber warten auf API-Stabilität.
Vue vs. Solid.js vs. Svelte: Der Performance-Showdown
Performance: Vapor Mode (Score 90) liegt jetzt zwischen Solid.js (95) und React (68). Mission accomplished.
Developer Experience: Vue behält Template-Syntax und Composition API. Solid.js erfordert JSX-Umstellung, Svelte ist Alles-oder-Nichts.
Migration Path: Vue’s gradueller Opt-in ist einzigartig. Du kannst eine Komponente nach der anderen migrieren.
Ecosystem: React hat die meisten Libraries, Vue gutes Mittelfeld, Solid.js noch jung. Vapor ändert daran nichts.
Bundle Size: Vapor Mode schlägt alle außer Svelte. Aber Svelte hat andere Tradeoffs.
Alien Signals: Das Geheimnis hinter der Performance
Vue 3.6 integriert Alien Signals – die leichteste Signal-Library der Welt. Entwickelt von Johnson Chu, optimiert bis ins letzte Byte.
Was bringt’s?
- 14% weniger Memory Usage
- Push-Pull-Algorithmus für effiziente Updates
- Perfekte Ergänzung zu Vapor Mode
- Kompatibel mit bestehender Vue Reactivity API
In Kombination: Vapor Mode optimiert Rendering, Alien Signals optimiert Reaktivität. Zusammen sind sie unschlagbar.
Praktische Migrations-Strategie: Schritt für Schritt
Phase 1: Vorbereitung (jetzt)
- Migriere zu Composition API
- Teste mit Vue 3.6 alpha in Dev-Umgebung
- Audit Third-Party Dependencies
Phase 2: Experimentieren (Q4 2025)
- Migriere einzelne, unkritische Komponenten
- Nutze Vapor Playground für Tests
- Sammle Performance-Daten
Phase 3: Production (2026)
- Warte auf stable Release
- Migriere performance-kritische Routen
- Nutze Mixed Mode für schrittweisen Rollout
Phase 4: Full Adoption (2026+)
- Neue Features direkt in Vapor
- Alte Features nach und nach migrieren
- Eventuell komplette App-Migration
Wichtig: Überstürze nichts. Vapor Mode ist ein Marathonlauf, kein Sprint.
Codemods und Migration-Tools
Vue bietet offizielle Codemods für Custom Directives:
npx vue-codemod src -t directive-migration
Aber Vorsicht: Nicht alles ist automatisierbar. Manual Review ist Pflicht.
Fazit: Die Zukunft ist compiler-first
Vue Vapor Mode ist kein Hype, sondern eine fundamentale Evolution. Nach Jahren in der Performance-Mittelklasse spielt Vue jetzt oben mit.
88% kleinere Bundles sind keine Marketing-Zahlen, sondern Realität. Score 90 im Benchmark bringt Vue auf Augenhöhe mit Solid.js. Und das bei gradueller Migration ohne Breaking Changes.
Aber: Experimenteller Status ist experimentell. Production-Einsatz ist Glücksspiel. SSR fehlt, Nuxt fehlt, viele Features fehlen.
Meine Empfehlung für 2025:
✅ Experimentiere mit Vapor in Side-Projects
✅ Bereite deine Codebase auf Composition API vor
✅ Warte auf Vue 3.6 stable (Ende 2025)
❌ Migriere NICHT produktionskritische Apps jetzt
Für 2026 und danach: Vapor Mode wird Vue’s Standard-Rendering-Modus werden. Der Virtual DOM bleibt für Legacy-Kompatibilität, aber neue Apps werden nativ auf Vapor setzen.
Die große Vision: Vue als performantestes großes Frontend-Framework. Mit der DX, die wir lieben, und der Speed, die wir brauchen.
Vue Vapor Mode ist nicht die Zukunft. Es ist die Gegenwart, die gerade Form annimmt. Und wenn du heute anfängst, dich damit vertraut zu machen, bist du 2026 ready für die Performance-Revolution.
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Ich bin Tobias, bekannt unter der Personal Brand Tobeworks. Ich arbeite seit über zwei Dekaden leidenschaftlich als Fullstack Webdeveloper und Berater für anspruchsvolle Webprojekte.
Nutzt du schon Vue 3? Oder steckst du noch in der Vue 2 Legacy-Hölle? Lass uns über deine Performance-Challenges reden und wie Vapor Mode (oder andere Lösungen) dir helfen können. Melde dich für ein unverbindliches Gespräch.